Operngala ein reines Vergnügen

Operngala im Fürstensaal Füssen, 17. Mai 2009

Foto: Philomena Willer, mit freundlicher Genehmigung

aus Allgäuer Zeitung vom 20. Mai 2009, mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung

Operngala ein reines Vergnügen
Colloquium Chor – Das Füssener Ensemble präsentiert sich erneut auf höchstem Niveau
Von Philomena Willer

Ein reines Vergnügen war die Operngala des Füssener Colloquium-Chors. Die Damen und Herren bezauberten in Abendgarderobe das Publikum im voll besetzten Fürstensaal mit einem exquisiten, nicht überfrachteten Programm. Den 350. Geburtstag von Henry Purcell feierten Stücke, die den Barockmeister ganz frisch erscheinen ließen, voll Spannung und Kontrasten zwischen Frohsinn, Hymnen an die Natur und Elegien von Abschied und Tod. Für das hohe Niveau des Chors spricht, dass Chorleiterin Ingrid Czaika wieder Barbara Camenzind als Solistin gewann. Höhepunkte waren ihre Auftritte in ihrer ganzen Bandbreite vom Tragischen zum Lyrischen und Heiteren. Ihre Klage-Arie der unglücklichen Dido wurde zum Erlebnis, mit dem Trauerlied des Chors als Finale.

La clemenza di Tito – in Mozarts Oper über die Großmut des Herrschers, gab die Sopranistin vor einigen Jahren ihr Operndebüt. In der Arie der Vitellia lockte sie temperamentvoll mit kokettem Spiel. Auf der Bühne lustwandelnd trat der Chor auf zur spöttischen Huldigung an den noblen Herrn «Giovani liete, streut ihm doch Blumen» aus Le Nozze di Figaro.

Und die Damen gaben als muntere Bauernmädchen mit dem Empfang der Padroncina noch eins drauf, um dann kräftig mit zu marschieren bei der Parodie auf die Soldateska «Bella vita militar» (Cosi fan tutte). Da wurde selbst die Chorleiterin militärisch zackig. Abwechselnd stellten einzelne Sänger die Handlung vor und ersparten dem Publikum allzu verzwicktes, wie den Ablauf des Troubadours von Verdi, wo man ja doch nur die herrlich pathetischen Chöre hören will. Als Service waren die englischen und italienischen Texte im Programm auf Deutsch abgedruckt.

Alina Poreba am Flügel trug den schnellen Wechsel von Stimmung, Stil und Charakter mit. Der Verdi-Part begann charmant mit «Quale un Sorriso» und endete mit dem berühmten Gefangenenchor aus Nabucco. Dabei ist der Mut zu würdigen, dass sich die Füssener ans «Va pensiero» wagten und ihnen ein ergreifender Freiheitsgesang glückte. Dazwischen beeindruckte die Solistin in der Verzweiflungs-Arie der Luisa Miller und in den zündenden Melodien des Zigeunerchors (Troubadour) kamen die Männerstimmen «voll Kraft und Mut» zur Geltung.

Vilja oh Vilja – so biegsam sang Camenzind das Lied vom Waldmägdelein, dass als Zugabe noch mal eine Operette sein musste, «frutti di mare» aus der Nacht in Venedig, und, wie die gut gelaunte Dirigentin sagte, «als allerletztes Dessert die goldenen Zwanziger», ein gelöst swingender «Zucker zum Kaffee».

Weitere Bilder sind für Chormitglieder im internen Bereich zu sehen.